Der Künstler Edgardo Carmona errichtet ein Kunstmuseum in Villa de Leyva

Carmona verlegt seine kulturellen Aktivitäten von Cartagena nach Villa de Leyva
Wir hatten unseren Freund Edgardo Carmona im Januar 2022 in Cartagena besucht, wo er uns in der Altstadt sein eigenes Museum mit seinen Werken vorstellte. Umso erstaunter waren wir, als er uns im August 2022 darüber informierte, dass er in Sáchica, 9 km entfernt vom Zentrum Villa de Leyvas, ein Stück Land erworben hatte, welches er landschaftsgärtnerisch umgestalten und dort ein Museum, sowie sein Wohnhaus errichten wollte. Er wollte uns bei unserem nächsten Kolumbienbesuch persönlich in Bogotá abholen und uns sein neues Domizil zeigen, „diese herrliche und überdies sehr sichere Region mit ihrem ausgezeichneten Klima und ihren wundervollen Menschen.“

Natürlich waren wir gespannt darauf, dieses neue Lebensprojekt Carmonas kennenzulernen und haben ihn auf unserer nächsten Kolumbienreise im Januar 2023 gemeinsam mit dem kolumbianischen Aquarellisten César Bertel in Sáchica besucht.

Die besondere Verbundenheit Edgardo Carmonas mit dem Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis; ein Rückblick
An dieser Stelle möchte ich gerne zurückblicken auf die wohl bedeutendsten Projekte auf dem Gebiet der Kunst in der Vereinsgeschichte des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreises (DKF), die wir gemeinsam mit Edgardo Carmona realisieren konnten. Diese möchten wir noch einmal Revue passieren lassen.

1. Skulpturenausstellung in Gießen (05.05.-29.06.2003)
Am 05.05.2003 hatte der DKF auf Initiative des Vereinsmitglieds Dr. Reinhard Kaufmann, damals Kulturdezernent der Stadt Gießen, die erste Ausstellung der Skulpturen in dessen Heimatstadt Gießen ermöglicht. Diese Schau war die „Initialzündung“ für weitere vom DKF organisierter und unterstützter Ausstellungen in Deutschland und Slowenien.

2. Skulpturenausstellung in Wetzlar (19.09.-30.10.2003)
Die Gießener Ausstellung löste beim Initiator des Wetzlarer Zentrums für Hightech und Kultur, Herrn Knut Schöber, eine derartige Begeisterung aus, dass er eine Folgeausstellung in Wetzlar organisierte.

3. Skulpturenausstellung in Nürnberg (01.-12.03.2005)
Das Frankenzentrum in Franken-Center in Nürnberg hatte, organisiert von der renommierten Firma ECE Projektmanagement GmbH, dann im März 2005 eine viel beachtete Ausstellung der Skulpturen Carmonas im Einkaufszentrum veranstaltet.

4. Skulpturenausstellung vor dem Bundespatentgericht in München (21.04.-31.08.2005)
Diese Ausstellung – sie begann im April und wurde bis Ende August verlängert – ging auf die Initiative unseres DKF-Mitglieds Bernd Tödte zurück, der damals auch Vizepräsident des Bundespatentgerichts war. Zur Ausstellung trafen von Kolumbien zwei gigantische, „randvoll“ gefüllte 40-Fuß-Container, beladen mit bis zu 500 Kilogramm schweren Skulpturen ein. Der für die Schau gefertigte Ausstellungskatalog mit seinem Einband aus Metall war nach Auffassung kolumbianischer Kunstkritiker der schönste Katalog, den sie je mit kolumbianischer Kunst gesehen hatten. In Kolumbien war man von dieser Ausstellung so sehr begeistert, dass der damalige kolumbianische Präsident Carmona ein persönliches Glückwunschfax übersandte.

5. Skulpturenausstellung in Burghausen (26.06.-30.09.2006)
Auch diese Ausstellung in der längsten Burganlage Europas haben wir einem Mitglied des DKF zu verdanken, Herrn Dr. Bernhard Lang. Ihm gelang es, den Ersten Bürgermeister Burghausens Hans Steindl auf die Münchener Ausstellung zu locken und ihn von einer Folgeausstellung in Burghausen zu überzeugen. Über diese wohl bedeutendste Präsentation Carmonas in Deutschland haben wir auf dieser Homepage schon berichtet (Edgardo Carmona – Skulpturenausstellung in Burghausen). Der Deutsch-Kolumbianische Freundeskreis hatte dieser Ausstellung ein Sonderheft (Heft 70, Juli 2006) gewidmet.

Die gesamte Ausstellung ist dann im Jahr 2007 von Burghausen in deren slowenische Partnerstadt Ptuj gewandert, deren Bürgermeister Dr. Stefan Celan sich für die Skulpturen begeistert hatte. Die monumentale Skulptur „Negación a Baco“ (zwei Säufer auf einer Bank) wurde von der Stadt Ptuj erworben und verblieb im Stadtzentrum Ptujs (siehe auch: Edgardo Carmona – Nachbetrachtung zu Skulpturenausstellung in Burghausen 2006). 

Noch eine weitere Partnerstadt Burghausens kam in den Genuss der „Kunst aus Stahl“. Burghausen hatte der Stadt Hohenstein-Ernstthal, dem Geburtsort Karl Mays, die Hälfte des Kaufpreises der monumentalen Skulptur „Territorien“ spendiert. Hohenstein-Ernstthal, vertreten durch dessen Bürgermeister Erich Homilius, hat hier sofort zugegriffen und die Skulptur direkt neben dem Rathaus aufgestellt (siehe auf dieser Homepage „Edgardo Carmona – Enthüllung der Skulptur „Territorios“ in Hohenstein-Ernstthal). Die Enthüllung der Skulptur löste dann bei den Bürgern einige Aufregung aus. Die Presse berichtete regelmäßig über das Befinden der Hohenstein-Ernstthaler (von „Skandal“ bis „klasse“). Auch der MDR hatte sich in einem Fernsehbericht intensiv mit der Skulptur befasst („Wenn zwei auf einem öffentlichen Platz urinieren, ist es eine Ordnungswidrigkeit; in Hohenstein-Ernstthal ist es Kunst.“)

6. Skulpturenausstellung in Salzgitter (13.04.-31.10.2008)
Auslöser für diese Ausstellung Carmonas in Salzgitter war ebenfalls die Burghausener Ausstellung. Im Sommer 2007 besuchte der Kulturamtsleiter der Stadt Salzgitter, Herr Dr. Jörg Leuschner, auf einer Urlaubsreise die Stadt Burghausen. Er war spontan derart begeistert von den Skulpturen, dass er eine Ausstellung für das Jahr 2008 in Salzgitter plante, dem Jahr des 150-jährigen Jubiläums der Firma Salzgitter AG.

7. Kolumbientag 2008 in Stuttgart – Kunst und Lebensfreude pur
Der DKF hatte in der Stuttgarter Volkshochschule, dem TREFFPUNKT Rotebühlplatz, einen fröhlichen und ausgelassenen Kolumbientag gefeiert und für ein interessiertes Publikum an diesem Tag alles aufgeboten, was Kolumbien an Schönem und Interessantem zu bieten hat. Diese vielfältigen Veranstaltungen waren verbunden mit der Vernissage der Ausstellung Carmonas, der speziell für diesen Anlass 15 neue Skulpturen geschaffen hatte. Carmona reiste eigens zur Ausstellung aus Kolumbien an und bot überdies auch als Sänger auf dieser Veranstaltung eine Kostprobe seines musikalischen Könnens.

8. Jubiläumsfeier in Lérida, Kolumbien – 20 Jahre „Instituto Técnico Colombo-Aléman“
Am 21.10.2009 hat der DKF in Lérida mit allen Lehrern und Schülern das 20-jährige Jubiläum der vom Verein errichteten Schule gefeiert. Dabei hatten wir im Vorfeld der Veranstaltung auch ein Denkmal für das verstorbene Vereinsmitglied Prof. Dr. Peter Paul Konder, dem Gründer und Stifter der Beca Konder-Stiftung geplant. Wir konnten Edgardo Carmona davon überzeugen, nach Vorlage eines Fotos eine Stahlskulptur von Prof. Dr. Peter Paul Konder zu erschaffen, die ihn gemeinsam mit einem Schüler abbildet. Diese großartige Skulptur hatte er eigens für dieses Jubiläum für uns hergestellt und sie uns als Präsent übergeben. Sie schmückt seit dem den Eingang unserer Schule in Lérida.

Carmona schafft sich ein Künstlerparadies in Sáchica
Aufgrund der präzisen Beschreibung Carmonas haben wir sein „MUSEO Carmona“ in Sáchica sofort gefunden. Ein Hinweisschild an der Hauptstraße wies direkt auf den an der Straße gelegenen Eingang hin. Zwei umgebaute und übereinander gestapelte Container dienen als Ticketverkaufsstand sowie Cafeteria mit Aussichtsplattform und Toiletten. Über das ortstypische wüstenartige Gelände, welches von Bulldozern eingeebnet war, sind die Skulpturen Carmonas mit Erläuterungsschildern großflächig verteilt. In diesem außergewöhnlichen Freilandmuseum kann man den vorgegebenen Pfaden zu den Kunstwerken folgen.

Carmona hat in einigen hundert Metern Entfernung und ebenfalls an der Hauptstraße gelegen ein Atelier angemietet. Dort befinden sich seine in Eigenkonstruktion entwickelten Eisenbearbeitungs- und Biegemaschinen sowie sein Maleratelier. Er plant auf seinem Museumsgelände künftig große Ausstellungen mit Werken anderer Künstler und will dort sowohl Kunsthandwerkspräsentationen als auch Konzerte organisieren. Sein Museum soll ein herausragender Ort kultureller Begegnung werden. Wir wünschen ihm von ganzem Herzen, dass er dieses Lebensziel erreichen wird.

Gerald Gaßmann

 

Nachtrag:
An Silvester 2023 hat uns Edgardo noch per WhatsApp seine neueste Kreation vorgestellt: Seine „Mujer mariposa“ („Schmetterlingsfrau“), eine großartige gigantische Skulptur, über die er dann auch gleich in seinem beigefügten Essay informierte. Diese Skulptur ist die wohl mit Abstand imposanteste Skulptur, die er je geschaffen hat. Carmonas Kunstmuseum ist übrigens das größte Freilichtmuseum Kolumbiens.
 

Die große Tageszeitung EL UNIVERSAL berichtet in ihrer Ausgabe vom 04.02.2024 über dieses monumentale Werk (siehe Artikel).

Natürlich habe ich mich sehr darüber gefreut, dass mein Bericht über Carmona, auch in der Mitgliederzeitschrift des Deutsch-Kolumbianischen Freundeskreis e.V. in seiner Ausgabe vom April 2023 abgedruckt wurde (siehe S. 19-23 sowie Titelseite von „Kolumbien aktuell“ Heft 120).